Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Zu Gast bei der "Gottesmutter vom Besengau"

Viele Besucher aus den 24 Gemeinden des Pastoralen Raumes hatten sich wieder zum Treffen „Projekt bemerkenswert“ aufgemacht – diesmal führte sie der Weg nach Braidbach in der Pfarreiengemeinschaft Besengau Bastheim.

Einladend wirkte der mit Lichtchen bestückte Treppenaufgang zur Kirche St. Ulrich; an der Kirchenmauer entlang rankte rotes Weinlaub und unterstrich malerisch die herbstliche Abendstimmung. Im Nu füllte sich die kleine, schmucke Kirche – noch war Zeit für einen kleinen Plausch der Wiedersehensfreude.

Augenblicklich kehrte aufmerksame Stille ein, als pünktlich um 18 Uhr das Glockengeläut zu hören war. Dieses ertönte jedoch nicht vom Glockenturm, sondern aus einer großen Lautsprecherbox, die vor dem Altar aufgebaut war, und das „Sonntägliche Zwölfuhrläuten“ des Bayerischen Rundfunks vom 2. Juli 2006 übertrug. Die Gäste lauschten interessiert einer sonoren Stimme, die nun vom Kirchenpatron St. Ulrich berichtete.

Sein Namenstag ist der 4. Juli; das Patrozinium wird mit einem festlichen Gottesdienst und einem „Dorfumgang“ begangen. Als Bischof mit Buch und Fisch ist der Heilige auf dem bäuerlich-barocken Hochaltar dargestellt. Er ist der Patron der Fischer, Weber, Winzer, Reisenden und Wanderer. Aber nicht seinetwegen ziehe es neuerdings wieder Wallfahrergruppen nach Braidbach – sondern wegen der mittelalterlichen Schutzmantelmadonna, die unter ihrem Gewand die gesamte Christenheit birgt. Bis ins 18. Jahrhundert hinein genoss das Gnadenbild – im Volksmund liebevoll „Die Gottesmutter vom Besengau“ genannt, großen Zulauf. Nun erhoffe man sich vom neu angelegten fränkischen Marienweg eine Wiederbelebung des Pilgerstroms.

„Eigentlich ist schon viel gesagt über unser Dorf und unsere Kirche – aber nicht alles!“ begrüßte Kirchenpflegerin Reinhilde Pfister nach diesem Audio-Beitrag die Gäste und hieß sie in der St.-Ulrich-Kirche in Braidbach, im Volksmund auch „Bräbbich“ genannt, herzlich willkommen.

Martha Seufert von der Kirchenverwaltung schloss sich ihr an und referierte über das Dorf und seine kirchliche Entwicklung.

Nach diesen Ausführungen zeigte sich einmal mehr, wie verbindend und Gemeinschaft-stiftend einträchtiges Singen wirken kann: „Ein Haus voll Glorie schauet“ erklang es harmonisch in dem kleinen Kirchenraum, als alle aus voller Brust und mit großer Freude einstimmten.  

Reinhilde Pfister fuhr mit ihrer Kirchenführung über die Innenausstattung fort, beginnend mit dem Hochaltar aus der Zeit um 1730, über Heiligenfiguren, Taufstein, Kreuzwegstationen, Kanzel, Glocken und Orgel, bis hin zum Tabernakel, den der Bastheimer Künstler Josef Gerngras 1935 gefertigt hatte.

Sichtlich stolz ging Reinhilde Pfister auf das Gnadenbild, den Schatz, das „Besondere“ in der Braidbacher Kirche ein, als sie die Figur der Schutzmantelmadonna ausführlich beschrieb, ein um 1600 in Tirol geschnitztes, vergoldetes Holzrelief im Glasschrank, angebracht über dem Tabernakel, anstelle eines Altarbildes. Im 17. Jahrhundert nahm die Wallfahrt zur Gnadenmutter im Besengau ihren Anfang. Seitdem Pfarrer Josef Treutlein den Fränkischen Marienweg ins Leben gerufen hat, leben die Wallfahrten wieder auf – zu Fuß, mit dem Fahrrad oder auch mit dem Bus kommen die Pilger in die Wallfahrtskirche. Wallfahrtsstimmung kam nun auch auf, als Reinhilde Trabert, Martha Seufert und Maria Mühlfeld zu Ehren der Gottesmutter zweistimmig die Grüßauer Marienrufe anstimmten.

Das kirchliche Leben mit seinen vielfältigen Aufgaben stellte Martha Seufert im Anschluss vor. 

Dass die „Bräbbicher“ auch ein geselliges Völkchen seien, zeige sich in den zahlreichen Vereinen, die der Ort hat, trotz – oder gerade seiner geringen Einwohnerzahl wegen.

Gerade, als sie zum Abschluss einleiten wollte, betrat Roland Pfister, ausgestattet mit Hut und Spieß in der Hand, den Chorraum und unterbrach seine Frau: „Halt! Du hast den Spieß vergesse‘!“

„Bei uns geht nämlich der Spieß noch rum – jeden Sonntag, wenn Kirch‘ ist - und behütet das Dorf“, erklärte er den schmunzelnden Zuhörern mit launigen Worten: „Früher ist das ja noch anders gewesen, da waren die Leut‘ in der Kirch‘ – und da musste solange im Ort aufgepasst werden und auch mal nachgeschaut werden, ob im Kuhstall vielleicht eine Kuh kalbt oder eine Sau ferkelt. Heutzutag‘ ist das ja ein wenig anders: da sind die meisten Leut daheim – und ein paar sind in der Kirche. Und wenn wir dann spät Gottesdienst haben, um viertel 11, und du gehst durchs Dorf, weißt du ganz genau, bei wem was gekocht wird. Wichtig ist noch: Wenn die Kirch‘ aus ist, musst du vorne steh’n, damit die Leut‘ auch seh’n, dass du deinen Spieß getragen hast!“ – Szenenapplaus belohnte diesen amüsanten Vortrag.

Nun war man tatsächlich am Ende der Vorstellung angelangt. Gemeinsam wurde noch einmal voller Inbrunst „Rosenkranzkönigin“ gesungen. Danach bedankte sich Reinhilde Pfister herzlich bei den Gästen und lud ein zur Begegnung im Hof des ehemaligen Gasthauses „Zur fröhlichen Einkehr“ gegenüber, was an dem milden Abend auch wieder regen Zuspruch fand.

Zum nächsten „bemerkenswert“ am 3. November sind alle nach Unterwaldbehrungen eingeladen.