Mit dem Umbau der 1952 erbauten Kirche St. Anton hat die katholische Kirche in der Diözese Würzburg neue Wege beschritten. Die renovierungsbedürftige Kirche St. Anton mit ehemaligem Klostergelände wurde zum hellen, offenen Zentrum „casa Vielfalt“, in dem katholischer Glaube und caritative Unterstützung Hand in Hand arbeiten und gemeinsam die christlichen Werte erfahrbar machen.
Nun wurde der Umbau mit drei Architekturpreisen ausgezeichnet – dem Bayerischen Denkmalpflegepreis 2024, dem Otto-Borst-Preis für Stadterneuerung und dem best architects award 2024. Die im Foyer des Zentrums angebrachten Plaketten wurden am 15. Oktober feierlich enthüllt.
Vor den noch verdeckten Plaketten begrüßte Kirchenpfleger Ottmar Prell die Gäste im Foyer des Zentrums casa Vielfalt und bedankte sich für die gute Zusammenarbeit, denn dieses große Projekt sei eine gemeinsame Leistung und nur durch beharrliche Kooperation aller Beteiligten möglich geworden. Das der Bayerische Denkmalspflegepreis an die Kirche St. Anton verliehen wurde sei bemerkenswert, da das denkmalgeschützte Ensemble erst vor gut 70 Jahren erbaut wurde, während andere Preisträger auf eine fast 1000 jährige Geschichte blicken könnten. Dies zeige nur, wie innovativ und durchdacht der Umbau gelungen sei.
Architekt Christian Brückner bezeichnete das Zentrum casa Vielfalt als „Leuchtturmprojekt“ des Bischöflichen Ordinariats, der Katholischen Kirchenstiftung St. Anton und des Caritasverbandes und betonte die „Strahlkraft des neuen Zentrums casa Vielfalt über die Grenzen der Stadt hinaus“. Dass der Umbau heute architektonisch und konzeptionell perfekt ineinandergreife freue ihn besonders, denn „Menschen und Nutzung geben dem Gebäude den Sinn und stehen im Mittelpunkt.“ Dankbar sei er für das außergewöhnlich gute Zusammenwirken in diesem Bauprojekt, in dem er selbst seit 10 Jahren und Kirchenpfleger Ottmar Prell bereits seit 15 Jahren beteiligt seien. Dadurch sei es möglich geworden, ein „bauliches Kulturgut der Stadt Schweinfurt für die Zukunft die nachfolgenden Generationen zu erhalten“, dies freue ihn als Architekten besonders.
Der zuständige Ingenieur und Statiker Bernd Mittnacht zeigte sich in seinem Grußwort begeistert von der Schönheit des Gebäudes. Interessant und herausfordernd sei die Aufgabe gewesen, das 27 Tonnen schweren Glasfenster der Frontfassade in einem Stück zu verschieben.
Für die 2. Bürgermeisterin Sorya Lippert ist das Zentrum casa Vielfalt ein Ort der Begegnung mit großer Relevanz für die Region Schweinfurt. Als Beispiel berichtete Sorya Lippert vom Palästinensischen Abend, der vor knapp einem Jahr in eben diesem Antoniussaal zusammen mit dem casa Vielfalt organisiert wurde. Hier sei es in guter und respektvoller Atmosphäre zum persönlichen Austausch gekommen, der dennoch Raum für gegensätzliche Meinungen und Diskussion gelassen habe. „Die Gesellschaft driftet auseinander, ist diverser geworden, Werte müssen herauskristallisiert werden, denn das menschliche, friedliche Zusammenleben lebt davon“ argumentiert sie und dies sei eine Aufgabe, „die Kirche heute leisten muss und hier vorbildlich umgesetzt wird“.
Bevor die feierliche Plakettenenthüllung mit einem Sektempfang im Antoniussaal endete, erläuterten die Koordinationsleitung Marion Hammer und der Gemeindeleiter Diakon Joachim Werb gemeinsam das inhaltliche Konzept des Zentrums casa Vielfalt. Die enge, einrichtungsübergreifende Zusammenarbeit sei einzigartig und biete hervorragende Möglichkeiten, Menschen aus unterschiedlichen Lebenswelten in Kontakt zu bringen, berichtete Hammer, die bereits seit 2016 an den Planungskonzepten für das Zentrum mitarbeitet. Als Sozialpädagogin sei es nun ihre Aufgabe, „das Haus mit Leben zu füllen“. Menschen mit psychischer Erkrankung seien auch heute noch stigmatisiert, daher sei die Erkrankung häufig mit Scham und Angst besetzt. Die Offenheit des Hauses mit fließenden Übergängen sei hervorragend geeignet „die Schubladen in den Köpfen zu öffnen“ und Menschen vorurteilsfrei die Hilfe zu bieten, die sie benötigen. Marion Hammer nahm Bezug auf das am 19.06.2024 veröffentlichte Strategiepapier der Diözese Würzburg. „Beim Durchlesen der Strategischen Ziele habe ich mir den Spaß erlaubt abzuhaken, was wir heute schon umsetzen: Inklusion, Sozialraumorientierung, Interreligiöser Dialog,…,was die Diözese für die Zukunft ihrer Kirche möchte, wird heute schon im Zentrum casa Vielfalt mit Leben gefüllt.“ Für Gemeindeleiter Joachim Werb bietet der Umbau der Kirche die Möglichkeit, neue und frische Formen der Liturgie auszuprobieren, die von den Gläubigen gut angenommen würden. Aus seiner Sicht beschrieb er die einrichtungsübergreifende Zusammenarbeit als sehr gewinnbringend und Projekte wie das gemeinsame „FriedhofsCafé“ seien geeignet, auch für „kirchenferne Menschen“ den christlichen Glauben verständlich zu machen. Dadurch würden Berührungsängste abgebaut und erste positive Erfahrungen mit dem Glauben möglich. „Casa Vielfalt“- der Name sei Programm, berichtete Joachim Werb und beschrieb die bunte Vielfalt an Veranstaltungen als gelungene Chance, persönliche Begegnung für ganz unterschiedliche Menschen zu gestalten und so auch zwischenmenschliche Berührungsängste und Vorurteile abzubauen.
Bei der anschließenden Begehung durch das Zentrum besichtigten die Bauingenieure und Statiker mit Interesse die Seminarräume, für die sie die Baupläne erstellt hatten und zeigten sich begeistert von der warmen und angenehmen Atmosphäre.
Marion Hammer, Koordinationsleitung, Caritasverband Schweinfurt