Würzburg/Dipbach (POW) Einen „Kick mehr Partnerschaft“ verspricht das Gesprächstraining „Ein Partnerschaftliches Lernprogramm (EPL)“ Paaren im Bistum Würzburg seit zehn Jahren. Der Familienbund der Katholiken (FDK) veranstaltete seitdem 90 solcher Kommunikationskurse. Bei der Feier zum zehnjährigen Bestehen in Dipbach gratulierte seitens der Diözese Bereichsleiterin Andrea Kober-Weikmann von der Hauptabteilung Seelsorge im Bischöflichen Ordinariat. „Wir als Kirche halten nicht nur am Ideal der Ehe fest. Wir bieten auch Hilfen, wie es gehen kann.“ Mit finanzieller Unterstützung der Diözese und dem damaligen FDK-Bildungsreferenten Artur Eisenacher begann 1992, was bislang mehr als 850 Menschen half, wieder miteinander zu reden. „Anfangs wurden wir belächelt“, erinnert sich Eisenacher, der heute Geschäftsführer beim Familienbund ist, „aber inzwischen sind wir anerkannt“.
Entwickelt wurde das Gesprächstraining in einem Forschungsprojekt vom Institut für Kommunikationstherapie, das bei der Erzdiözese München und Freising angesiedelt ist. Bei der Erzdiözese Bamberg habe er sich vom Konzept begeistern lassen, erzählt Eisenacher. In Würzburg war man zunächst skeptisch, da ein neues Bildungskonzept dahinter stand. „Wir mussten uns anfangs viele Fragen gefallen lassen.“ Sein damaliger Hauptabteilungsleiter Domkapitular Wilhelm Heinz ließ sich von den pastoralen Chancen überzeugen.
Gemeinsam mit Ehefrau Margit absolvierte Eisenacher den Ausbildungskurs zum Trainer. 1993 wurde der Probelauf gestartet. Seitdem veranstaltet der Familienbund jährlich bis zu 15 EPL-Kurse. Seit 1997 ist KEK (Konstruktive Ehe und Kommunikation) dazugekommen. Dieses Seminar richtet sich speziell an Paare mit mehrjähriger Beziehung.
Von EPL und KEK angesprochen sind generell Paare jeden Alters. Bereits frisch Verliebten ist das Programm zur Prävention empfohlen. „Und die ältesten Eheleute die wir hatten, waren fast 70“, berichtet Eisenacher. An nur einem Wochenende lernen die Teilnehmer von EPL und KEK Paargespräche zu führen. Ihre persönlichen Themen bereden die Teilnehmer nur mit dem eigenen Partner. Ziel ist es, dem anderen seine Wünsche und Sehnsüchte mitzuteilen, den Alltag gemeinsam zu planen und Meinungsverschiedenheiten zu klären. Am Anfang jeden Kurses stehen das Einüben und Anwenden der Gesprächsregeln, zu denen auch aufmerksames Zuhören gehört. Oberstes Gebot ist, nicht anzuklagen, sondern zum Partner in Ich-Botschaften zu reden und klar zu formulieren, was man auf dem Herzen hat.
Um die Anfragen bewältigen zu können, ließen sich in den vergangenen zehn Jahren 42 Frauen und Männer aus dem Bistum Würzburg zu Kommunikationstrainern ausbilden. Männer sind mit einem Anteil von einem Drittel in der Minderheit, haben aber mit 34 Jahren den jüngsten Trainer in ihren Reihen. „Dafür kommen nur Menschen in Frage, die gerne im Gespräch sind“, erklärt FDK-Bildungsreferentin Gabriele Flügel. An sechs Tagen unter ständiger Beobachtung lernen die Anwärter, EPL durchzuführen. Jeder der lernt, Paaren Schutzraum für das Gespräch miteinander zu geben, erhält das Zertifikat und darf selbst Kurse leiten. Trainer müssen außerdem in der Lage sein, bei kritischen Situationen sinnvoll einzuschreiten.
Sein trainerisches Können erfolgreich unter Beweis gestellt hat Klaus Schmalzl. Er darf sowohl selbst Gesprächsseminare leiten, als auch die Trainer ausbilden. Nach eigenen Angaben war er zu Beginn der größte Skeptiker von EPL. Als er mit seiner Frau das Gesprächstraining selbst durchlaufen hatte, war er umgestimmt. „Heute sehe ich in meinem größten Kritikpunkt, nämlich der Kürze der Veranstaltung eine seiner größten Stärken“, gesteht er. „Ich empfehle jedem Paar EPL und KEK. Wie ein Auto in regelmäßigen Abständen zum TÜV muss, so sollten auch Paare regelmäßig etwas für ihre Beziehung tun.“ Bei der Feier anlässlich des zehnjährigen Bestehens von EPL erhielt Schmalzl ein weiteres Zertifikat: Er ist berechtigt, Kurse in Kommunikationskompetenz (KOMKOM) abzuhalten. Diese Seminare sind besonders für Eheleute gedacht, die bei der Beratungsstelle für Ehe-, Familien- und Lebensberatung eine Paartherapie machen. Schmalzl arbeitet dort bereits als Berater mit und ist hauptberuflich Richter am Ehe- und Familiengericht der Diözese.
(4702/1508)
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