Würzburg (POW) Ein gemeinsames Zeichen für Frieden und Gerechtigkeit haben Christen verschiedener Konfessionen beim Ökumenischen Gebet für die Einheit der Christen am Donnerstagabend, 31. Januar, in der Franziskanerkirche gesetzt. Auf Einladung der Gemeinschaft Sant’ Egidio beteten über 350 Gläubige gemeinsam mit dem rumänisch-orthodoxen Metropoliten Serafim Joanta, dem evangelisch-lutherischen Auslandsbischof Dr. Rolf Koppe und dem Würzburger Bischof Dr. Paul-Werner Scheele. Der koptisch-othodoxe Bischof Anba Damian hatte wegen des Besuchs einer ägyptischen Delegation kurzfristig absagen müssen.
Metropolit Joanta lobte das Engagement der Gemeinschaft Sant’Egidio für den interkulturellen und interreligiösen Dialog. Als Orthodoxer schätze er besonders die Tatsache, dass ihr Handeln vom Gebet inspiriert werde. „Ohne Gebet bleibt alles auf die schwachen menschlichen Kräfte beschränkter Aktionismus.“ Die Christen sind nach Joantas Worten aufgefordert, das Werk Christi in der Welt fort zu führen. Deswegen sei der gemeinsame Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit unerlässlich.
Gott ist es letztlich, der die Einheit seines Gottesvolkes herstellt, betonte Bischof Dr. Paul-Werner Scheele in seiner Predigt. Den Propheten Ezechiel habe der Herr die Namen der getrennten Stämme Juda und Josef auf zwei Hölzer schreiben lässt, damit er sie wieder zusammen bringen kann „zu einem einzigen Holz, und sie werden eins in meiner Hand.“ Diese prophetische Botschaft mache deutlich, dass Spaltung seines Volkes dem Willen Gottes widerspreche. „Es geht nicht an, die heutige Situation der Ökumene im Ganzen als normal oder sogar als besonders gut anzusehen“, sagte Bischof Scheele.
Von Gott selber gehe die ökumenische Bewegung hin zur Einheit aller Christen aus. „Das zu wissen tut Not, wenn es auf dem Weg zur vollen Einheit nicht so schnell geht, wie man es sich wünscht, wenn es Schwierigkeiten und Krisen gibt.“ Gott werde vollenden, was er begonnen hat. Das bedeute aber nicht, dass die Christen selbst nicht mehr tätig werden müssten. Das rechte Hören und Glauben seien unverzichtbare Beiträge auf dem Weg zur Einheit. Ezechiel zeige deutlich, dass das Gehorchen und Taten der Liebe von Bedeutung sind. „Er tut sogleich, was der Herr ihm sagt. Damit gibt er weiter, was er gehört und erkannt hat.“ Gebet, karitativer und sozialer Einsatz aller Christen solle den Glauben an den dreieinen Gott der Welt mitteilen.
Die Bedeutung des gemeinsamen Gebets unterstrich auch der evangelisch-lutherische Bischof Dr. Rolf Koppe. Auch wenn keine sichtbare Kirchengemeinschaft zwischen den Konfessionen herrsche, sei dies ein wichtiges verbindendes Element. Für einen gelungenen ökumenischen Dialog sei es unabdingbar, Freud und Leid miteinander zu teilen und sich selbst nicht für klug zu halten, sagte Koppe. Der Glaube sei von großer Wichtigkeit, weil er die Menschen über die Schwelle irdischen Lebens hinaus trage. Wer fröhlich aus dem Glauben heraus sei, der gewinne eine spielerisch-kindliche Leichtigkeit für sein Leben. „Er wird fröhlich, wie ein Kind, das ‚Oh du fröhliche singt’ und sich auf Weihnachten freut.“
Gott sei aber nicht nur fröhlich, sondern auch traurig und zornig, sagte Bischof Koppe und erzählte von der allgegenwärtigen Gewalt, die er bei einem Besuch einer lutherischen Gemeinde in einem Vorort Betlehems ganz nahe erfahren habe. „Dann verbirgt sich Gott im Dunkeln.“ Die Menschen seien aufgefordert, jeden Tag ihren Beitrag zu Frieden, Gerechtigkeit und Versöhnung zu leisten, sagte er vor dem Friedensgruß. Ein solcher Beitrag ist die Kollekte der Gebetsstunde. Das Geld kommt einem Projekt der Gemeinschaft Sant’Egidio zugute, das sich der Aids-Bekämpfung widmet.
(0602/0152; Telefax voraus)
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